Konzertbericht - Herbstkonzert 2017
von Elisa Hipp


„Roaring Twenties“ begeistern ein volles Kasino

Orchester Erstfeld | Sopranistin Flurina Stucki und Tenor Gustav Arnold


Das Orchester Erstfeld entführte in eine Zeit voller Tanz, unerhört kurzer Röcke und Lebensfreude und füllte mit den „Roaring Twenties“ das Kasino bis auf den letzten Platz.


Rote Lippen, in der Hand eine Zigarette, knielange Röcke, die nur wenig Bein verhüllen, kurze, zu Wellen gelegte Haare. Elegante Männer mit Bärtchen, Anzug und Weste oder Knickerbocker und Schirmmütze. Tanz und Lebensfreude nach den Kriegsjahren, und dazu eine beginnende Freizügigkeit. — Die 1920er Jahre haben Geschichte geschrieben und mitreissende Musik hervorgebracht. Das Orchester Erstfeld brachte sie am Sonntag, 5. November, im Kasino Erstfeld — das übrigens bis auf den letzten Platz gefüllt war — auf die Bühne. Und es riss die Zuschauer mit, liess Beine im Takt zucken und verführte zu „Bravo“-Rufen.


Unter der Leitung von Urs Wüthrich erklangen zuerst drei Sätze „Aus der Pulcinella-Suite“ von Igor Strawinsky. Es folgte ein „Intermezzo Sinfonico“ von Pietro Mascagni. Bei der zart klingenden „Méditation aus Thaïs“ von Jules Massenet rückten zwei junge Musikerinnen in den Vordergrund: die Violinistin Naemi Dal Farra und die erst 14-jährige Harfinistin Olivia Baumann. Die Harfe — für das Orchester eine Premiere — spielte auch „Auf dem persischen Markt“ von Albert W. Ketèlbey mit. Die Zuhörerinnen und Zuhörer landeten, von der Musik geführt, mitten zwischen Gauklern, Bettlern, Händlern mit fernöstlichen Waren, einer schönen Prinzessin und einer Karawane.


Alfred Schilter mit seinem Banjo stand bei „Original Charleston“ von James P. Johnson im Vordergrund, und man konnte die Lebensfreude der Musiker und Tänzer von damals richtig spüren. Das gleiche galt für die „Lady, be good — Selection“ von George Gershwin. Paul Linckes „Ein Abend bei Paul Lincke“ brachte eine lange Tradition des Orchesters Erstfeld auf die Bühne: Sologesang, begleitet vom Orchester. Sopranistin Flurina Stucki und Tenor Gustav Arnold begeisterten, und muntere, schmelzende und anrührende Evergreens erfüllten den Saal. „Diese Lieder haben zwar ein paar Jahre auf dem Buckel, sie haben ihren Charme aber nicht verloren“, kommentierte Larissa Eich, die durch das Programm führte, und behielt damit Recht. Das Publikum forderte entschieden zwei Zugaben, die das Orchester Erstfeld mit „“Those magnificent men in their flying machines“, Filmmusik, arrangiert von Urs Wüthrich, erfüllte. Es war ein Ohrwurm, der auch lange nach dem Konzert nachklang.



Live-Aufnahmen
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